Selbstporträt mit Flusspferd : Roman

Geiger, Arno, 2015
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Medienart Buch
ISBN 978-3-446-24761-1
Verfasser Geiger, Arno Wikipedia
Systematik DE - Erzählende Dichtung
Schlagworte Liebesbeziehung, Trennung, Sinnfindung
Verlag Carl Hanser
Ort München
Jahr 2015
Umfang 287 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Arno Geiger
Annotation Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Fritz Popp;
Verwirrungen eines jungen Mannes an der Schwelle zum Erwachsenwerden. (DR)
Julian, 22, Student der Veterinärmedizin in Wien, hat soeben seine lebenstüchtige Freundin Judith dazu gebracht, sich von ihm zu trennen. Die Sommerferien verbringt er in Wien, wo er einen Ferialjob annehmen muss, um Judiths Vater die Miete, die dieser nun rückwirkend einfordert, bezahlen zu können. Freund Tibor, der es in puncto Treue nicht so genau nimmt, verschafft ihm bei einem sterbenskranken Uniprofessor eine Pflegerstelle. Allerdings nicht als Krankenpfleger, nein, Julian muss sich um ein temporär im Garten des Professors untergebrachtes Zwergflusspferd kümmern. Das behäbige, stoisch in sich ruhende Tier wird so etwas wie eine Projektionsfläche für Julians Fragen und Zweifel, eine Art Konstante in seiner labilen Welt- und Lebenssicht. Zwischen Selbstmitleid und Selbstvergewisserung resümiert er seine zweijährige Beziehungsgeschichte. Allerdings beginnt nun mit der Tochter des Todkranken eine leidenschaftliche, aber nicht ganz unkomplizierte Liebesgeschichte. Und auch das Ende mit Judith muss noch "abgewickelt" werden. Dazu gehen Julian eine Menge Nachrichten über den Zustand der Welt sowie politische Schreckensbilder sehr nahe.
Geiger schafft es mit einer klaren und anschaulichen Sprache, aber auch mit äußerst poetischen Bildern das Gefühlschaos und die gedanklichen Turbulenzen Julians darzustellen. Identitätssuche, Einforderung von Lebensglück und das Reflektieren über die eigene gesellschaftliche Stellung machen den Roman zu einer anregenden Lektüre auch für jugendlichere LeserInnen und erinnern reifere vielleicht an eigene Irrungen und Wirrungen der Jugendzeit. - Sehr gerne empfohlen.

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Quelle: LHW.Lesen.Hören.Wissen (http://www.provinz.bz.it/kulturabteilung/bibliotheken/320.asp);
Autor: Markus Fritz;
Julian und Judith. Die beiden treffen sich nach vielen Jahren der Trennung zufällig wieder. Er ist Tierarzt, sie bringt einen verwundeten Uhu zu ihm. Nun erzählt der Ich-Erzähler Julian die Geschichte, wie sie sich im Sommer 2004 zugetragen hat: wie sie sich während des Studiums in Wien kennen gelernt und wie sich getrennt haben. Nach der Trennung steckt er in einer tiefen Krise: Julian kann die ersehnte Freiheit nicht richtig genießen.
Er hat Geldsorgen, doch da bietet ihm ein Freund einen Aushilfsjob an: er soll während der Sommermonate bei einem emeritierten Professor im Garten ein Zwergflusspferd betreuen. So fährt er jeden Tag in die Vorstadt und versorgt das Tier. Das behäbige Tier bleibt ihm rätselhaft, genauso wie die launische Tochter des Professors, Aiko. Sie verbringen eine Nacht zusammen, doch dann wendet sie sich wieder von ihm ab.
Die Geschichte hat mich seltsam unberührt gelassen, was vielleicht damit zusammen hängt, dass Geigers Protagonist ein ziemlicher Langweiler ist.

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Quelle: Literatur und Kritik;
Autor: Bernhard Sandbichler;
Arno Geigers neuer Roman: ein harmloses Bestiarium
Als Arno Geiger 2005 den Roman Uns geht es gut herausbrachte, hatte er drei "kleine", formal ambitionierte, aber doch etwas sperrige Romane geschrieben, war Träger des weitgehend unbekannten New Yorker Abraham Woursell Awards und wurde von der breiten Leserschaft ignoriert. Das änderte sich mit ebendiesem Roman, der den erstmals ausgeschriebenen Deutschen Buchpreis erhielt. Mit Der alte König in seinem Exil wurde Geiger für den Leipziger Buchpreis nominiert und landete einen Bestseller. Sein neuester Roman schaffte es nicht auf die Liste, was insofern verwundern mag, als dort ein gewisser Hang zum Tierischen zu bemerken war. Nominiert waren nämlich unter anderem Die Sprache der Vögel (Norbert Scheuer) und Das Lächeln der Alligatoren (Michael Wildenhain). Warum also nicht auch Selbstporträt mit Flusspferd?
Wahrscheinlich, weil dieser neue Roman doch kein großer Wurf ist. Der Hals der Giraffe, Die Frau und der Affe, Schiffbruch mit Tiger: Das klingt ja alles gut, ist aber noch kein Garant für Qualität. So mussten die Vögel und Alligatoren in Leipzig den Regentonnenvariationen des Lyrikers
Jan Wagner weichen. Ob Regentonnen literaturwissenschaftlich untersucht sind, entzieht sich meiner Kenntnis; die Tierwelt jedenfalls hat zu eifriger Beschäftigung geführt, schließlich sei, so die Literaturwissenschaftlerin Daniela Strigl, "die Weltliteratur ein einziger Zoo". Und unser Flusspferd also? Es ist, wie gesagt, kein Garant dafür, dass hier Qualität vorliegt, geschweige Weltliteratur.
Der Titel mag neugierig machen, zunächst aber interessiert sich nur ein emeritierter Professor an der Veterinärmedizinischen Fakultät Wien für dieses Flusspferd, das dann im Text tatsächlich als "Zwergflusspferd" vorgestellt wird. (Verkleinerung!) Dem zweiten Interessenten, Julian, 22, erscheint es ungeahnt groß, ein "Geisterwesen, schön wie ein Segelschiff in finsterer Nacht, schön wie ein Priester im dunstigen Wald". Julian, ein Suchender auf Erden oder, um genau zu sein: ein Suchender in Wien, "ein junger Mann", dem "mit Schmerzen (zu) sein, eine Ganztagsbeschäftigung" ist, dieser Julian als Ich-Erzähler und Ferial-Tierpfleger ist es, der den Roman nicht gerade auf das unverbindlich urban-flockige Niveau etwa von Margarita Kistners Mittelstadtrauschen herabgleiten lässt. Er hadert mit sich, die Schwelle von der Adoleszenz zum Erwachsenen-Dasein zu überschreiten; empfindet dabei Seelenverwandtschaft zum "entscheidungsschwachen Wesen", welches dieses Zwergflusspferd mit seiner "natürlichen Unbrauchbarkeit" für die Welt vorstellt; verliebt sich in die exotische Aiko, halbe Französin und Tochter des emeritierten Professors, die schließlich ein Kind erwartet. (Von ihm?) Am Ende bleibt das Subjekt in der Krise: "So setzte ich meinen Weg fort, die Jahre mit Judith im Rücken, die Jahre mit Aiko vor mir, zwischendrin, mit einem Gefühl, in dem sich Zuversicht und Angst mischten."
Judith, das ist die verflossene Liebe dieses lebenspilgernden Helden, der klein erscheint und entfernt an die Größe eines Taugenichts, Malte Laurids Brigge oder Jakob von Gunten erinnert. Dazu, immerhin, gehört auch Mut, das unspektakulär Kleine im Roman darzustellen, das im Gegensatz zu den großen Ereignissen im erzählten Sommer 2004 steht. Das Geiseldrama von Beslan, der Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar, die Hurricans Frances und Jeanne, die tödlichen Angriffe der US-amerikanische Streitkräfte in Falludscha - nachgerade "belemmert" steht dieser Einfältige vor der Bösartigkeit der Welt und bekennt: "Ich bin ein Abkömmling von Bauern, ich vermute, dass diese Abstammung in meiner Genspirale Abdrücke hinterlassen hat. Damit hängt auch zusammen, dass ich die lebenslange Liebe nicht als Inbegriff der Repression begreife. Ich besitze eine gefühlsmäßige Bindung an die Werte der konventionellen Paarbeziehung." Wenn man bedenkt, dass eine Verlagskollegin, Sibylle Berg, sich der Themen Liebe, Sex, Paar­beziehung marktgängig-zynisch annimmt, mag eine derartige Ansicht, die auch der reale Autor Geiger in Talkshows um Worte ringend, aber dennoch vertritt, "aus der Zeit gefallen" erscheinen, ganz so wie der verliebte Julian. Für den ist der Trainingsraum der Karate-Union ein "gefühlsberuhigtes Reservat", das er aufsucht, um "etwas Spannung abzubauen". (Spannung?!) Eigentlich, so hat ein Meister den 16-jährigen Grünschnabel einst unterwiesen, tue man dies, um "den Geist zu verlieren". Julian sinniert: "So müsste man auch schreiben können, einfach und unpoliert."
Daran 7a2 scheint Arno Geiger gelegen zu sein. Seine in diesem Sinn durchaus feinsinnige und -fühlige Adoleszenz-Geschichte mag man vom Kopf her goutieren. Das Gefühl, dass dem Autor die Sache mit dem verlorenen Geist hier nicht stimmig geglückt ist, beschleicht einen dennoch. Vielleicht hat er sich einfach in der Wahl des tierischen Sujets vergriffen.
Bemerkung Katalogisat importiert von: Rezensionen online open (inkl. SB Salzburg)
Exemplare
Ex.nr. Standort
8743 DE, Gei

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